Zündfunke, Freitag 15.06.12

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
es gibt Bibelworte, die uns in besonderer Weise ermutigen und Trost spenden. Ein solches Bibelwort ist die Tageslosung, wie sie im Herrnhuter  Losungsbuch heute steht. Da heißt es: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ Bilder können unser Befinden oft besser beschreiben als abstrakte Worte.

Geknickte Schilfrohre oder  am Boden liegende Weizenhalme erinnern an ein Unwetter, das diesen Zustand verursacht hat. Man fragt sich: wird sich der Weizen wieder erholen und am Ende doch noch Frucht  bringen?

Oder nehmen wir das andere Bild vom glimmenden Docht. Ein glimmender Docht brennt noch und gibt ein bisschen Licht. Und doch genügt schon ein kleiner Windstoß, um die Kerze auszulöschen.

Mit diesen beiden Bildern beschreibt der Prophet vor fast drei Jahrtausenden den Zustand seines Volks. Ich denke, auch wir kennen Zeiten, in denen wir uns wie ein geknicktes Schilfrohr oder wie ein glimmender Docht fühlen.

Und da hinein will heute die Zusage Gottes durch den Propheten von uns gehört werden: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ Mich erinnert dieses Bibelwort an zwei Begegnungen aus der Zeit, in der ich Klinikpfarrer war.

Auf die Frage, wie es geht, antwortete mir einmal eine schwerkranke Patientin: „Ich fühle mich, wie eine langsam verlöschende Kerze. Die Tageslosung weist darauf hin, dass die Kerze nicht verlischt, dass unser Leben einmal nicht im Dunkel endet.
Davon spricht die Strophe, die mir eine andere schwerkranke Frau gegeben hat und mit der ich schließen werde.

„Brüder, alles Leid wir Licht, wenn wir es tragen als stille Pflicht. Wenn wir ihm wie einem Freunde begegnen, wird es zutiefst unsere Seele segnen. Wir sind wie der Acker, wir brauchen das Leid, um reif zu werden, im Kampf der Zeit, um Frucht zu tragen für die Ewigkeit.“

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Erstellt am: 15.06.2012 06:37 Uhr

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