Zündfunke, Donnerstag 19.07.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Klar, liebe Schwestern und Brüder, der Sommer hat auch seine Schattenseiten. Aber sogar die sind manchmal sehr gut. Wenn die Sonne z.B. ihre volle Kraft entfaltet und zu stechen anfängt, dann hat so ein Platz im Schatten doch überaus angenehme Seiten. Aber bevor ich hier die weniger schönen Schattenseiten des Sommers bejammere, möchte ich ein kleines Loblied auf den Sommer singen.

Denn: im Sommer kann man neue Menschen sehen. Wir kommen einfach mehr aus uns heraus. Nun ist das hier auf Teneriffa zwar auch in der übrigen Zeit des Jahres nicht wirklich ein Problem. Aber auch hier stelle ich fest, dass Menschen im Sommer noch mehr aus sich herausgehen. Sie kommen sozusagen ans Licht und zeigen, dass sie, dass wir Wesen sind mit einem Körper. Der Sommer macht Menschen leiblicher. Frauen übrigens genauso wie Männer. Unser Körper ist nicht so versteckt, eingehüllt in Klamotten wie in einen Kokon. Ich finde, den meisten Menschen spürt man durchaus an, dass ihnen das gut tut. Es hat doch was, wenn man sich von Kleidern erleichtern kann. Manche übertreiben es aber auch, sagen die ein oder anderen und meinen dabei so manche jungen Damen. Die übertreiben es so sehr, dass man denken könnte, die machen es sich nicht nur leicht, sondern sind auch leichtlebig. Vorsicht: Es ist eine Lebenskunst, die man im Sommer lernen kann – vor allem als Mann: Dass wir spüren und genießen, wir sind leibliche Geschöpfe. Das ist die sommerliche Lebenskunst, die leichte, reizvolle Leiblichkeit der anderen gern zu sehen und sie zu achten, denn Menschen sind im Sommer auch verletzlicher. Den andern nicht zu nahe rücken, nicht anzüglich werden, nicht mit den Augen, nicht verbal und schon gar nicht handgreiflich.
Der Sommer verdient aber noch mehr Lob: Weil er auch eingefleischte Städter aus ihren Mauern treibt, wenn es dort zu heiß wird und stickig. Wir müssen raus. Er gibt uns die Chance, zu sehen, dass die Welt auch noch andere Seiten hat. Dass es neben der von uns Menschen gemachten Welt, auch noch die Natur gibt. Von der wir leben. Und wenn wir uns die Natur mit eigener Körperkraft erfahren oder erwandern und nicht mit dem Auto, dann wird sie uns das auch danken.
Das Lob auf den Sommer hat für mich noch eine dritte Strophe. Die hat Hanns Dieter Hüsch geschrieben. Klingt wie eine Mischung aus Lied und Gebet:
„Gott-es gibt Leute die behaupten der Sommer käme nicht von dir und begründen mit allerlei und vielerlei Tamtam und Wissenschaft und Hokuspokus, dass keine Jahreszeit von dir geschaffen und dass ein Kindskopf jeder, der es glaubt…
Ich aber hör nicht drauf und hülle mich in deine Wärme und saug mich voll mit Sonne.
Ich trink den Sommer wie den Wein und abends kann man unter deinem Himmel sitzen und sich freuen dass wir sind und unter deinen Augen leben.“

Infos unter:

Erstellt am: 19.07.2012 16:01 Uhr

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