Zündfunke, Freitag 20.07.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Till Eulenspiegel – Sie kennen vielleicht die Geschichte von ihm, wie er mit seinem Rad unterwegs war. Und immer, wenn es bergab ging, wenn also das Rad leicht lief, wenn er beschwingt und sozusagen ohne Mühe rollen konnte, da jammerte er fürchterlich und war schrecklich traurig.

„Was ist denn los mit dir?“, fragten ihn die Leute, „der Weg ist leicht und du hast keine Mühe“. „Ach“, sagte Till, „ich denke an all das, was noch vor mir liegt: An die Berge, die kommen werden, wie steil sie sind und welche Beschwernis ich haben werde, wenn’s wieder bergauf geht.“ So war Till Eulenspiegel mit seinen Gedanken nie da, wo er selbst war. Er war immer schon ein ganzes Stück voraus, beim nächsten Berg.
Mit den Gedanken immer schon beim nächsten Berg sein. Die Bibel nennt dies „Sorge“. Und zwar: „Unnötige Sorge“ – Sorge um den nächsten Tag. Unser Leben – das erscheint wie eine Landschaft im Nebel, und oben schauen nur die Bergspitzen heraus. Und unsere Gedanken bleiben haften an all diesen Bergen, doch niemand weiß genau, ob wir jemals überhaupt dort drüber müssen. Was wird mit den Kindern? Was wird mit den Enkelkindern in einer Zeit, die wahrlich nicht einfach ist? Und wenn sie nicht den richtigen Beruf finden? Und wenn sie in schlechte Gesellschaft geraten? Und was wird aus mir werden? Gesundheitlich? Wenn ich ins Krankenhaus muss…? Wenn… wenn…
Sorgenberge – weit weg, aber mit den Gedanken bin ich immer schon da. Es gibt unzählige solcher Sorgenberge. Jeder und jede hat eigene. Und die höchsten sind wohl die, über die man nicht sprechen kann oder nicht sprechen will. Berge von denen Mann oder Frau meinen, sie müssten alleine damit fertig werden. Dabei macht die ständige Sorge die Berge nicht niedriger. Keinen einzigen von ihnen. Und wir kommen auch nicht leichter drüber weg. Im Gegenteil!
Die Bibel meint: „Sorgt nicht für den morgigen Tag. Sagt nicht: Was werden wir essen, was werden wir trinken? Was werden wir anziehen? Was wird mit den Kindern werden? Werde ich gesund bleiben? Sorget nicht! Seht die Blumen auf dem Felde, seht die Vögel unter dem Himmel: Wenn Gott ihnen schon alles gibt, was sie zum Leben brauchen, sollte er nicht auch uns beschenken mit Wegen, die wir gehen können? Mit Tagen, an denen wir Freude haben. Mit Menschen, die uns nahe sind? Uns nahe bleiben? Die Sorgen loslassen! Die kreisenden Gedanken… Sich öffnen für das, was da kommt, einatmen und ausatmen und dankbar sein, für das, was und geschenkt ist. Das meint die Bibel. Und wir werden entdecken, wie ungeheuer voll und schön das Leben ist, wenn wir nicht immer schon in Gedanken beim nächsten Berg sind. Wer loslässt und sich sanft fallen lässt in Gottes Hand, der wird spüren: Du wirst getragen, du wirst aufgefangen.

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Erstellt am: 20.07.2012 16:05 Uhr

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