Die Schrothkur

 

Die Schrothkur

Wenn das am grünen Holz geschieht …

 

Eine Patientin berichtet ihrem Hausarzt von Bekannten, die sich in Oberstaufen einer Schrothkur unterzogen hätten und danach recht wohlfühlten. Sie erwöge, auch mal dorthin zu fahren, vielleicht würde sie ein paar überflüssige Pfunde los, was er davon hielte? Als Antwort kam die Gegenfrage: „Dafür wollen Sie zu Kur fahren?“ Die Körner könne sie ebensogut zu Hause essen, hatte der Doktor gemeint. Daß es sich bei der Schrothkur nicht etwa um geschrotetes Getreide handelt, dürfte dem Hausarzt nicht unbekannt gewesen sein, aber vermutlich stand er natürlichen Heilmethoden zu fern, um seine Patientin objektiv zu beraten. Die Schrothkur geht auf den naturheilkundigen Landwirt Johannes Schroth aus Niederlindewiese im Altvatergebirge zurück. Ihm war aufgefallen, daß kranke Tiere kein Futter annehmen und oft sogar die Tränke verweigern. Daraus schloß er, daß es auch für kranke Menschen günstig sein müsse, wenig zu essen, damit der Organismus sich ganz auf Gesundwerden konzentrieren könne. Mithin verordnete er seinen Patienten äußerst knappe Kost. Ein paar altbackene Semmeln, etwas Hafer- oder Grießbrei, und zum Trinken empfahl er ein- bis zweimal täglich ein Glas leichten Wein. Natürlich nahmen seine Patienten dabei ab, aber die Behandlung fand Anklang. Bald kamen so viele, daß er ein Kursanatorium einrichten mußte. Um die Jahrhundertwende hatte er es geschafft, Niederlindewiese genoß in der k.-u.-k.-Monarchie den Ruf eines empfehlenswerten Kurorts.

 

Daß die Schrothkur in Deutschland erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekanntgeworden ist, hängt mit den politischen Verhältnissen zusammen. Niederlindewiese gehörte bis 1918 zu Österreich und kam dann zur Tschechoslowakei. Erst 1949 wurde das Schroth´sche Heilverfahren in Oberstaufen neu eingeführt, und es hat sich dort so bewährt, daß die Schrothkur heute in mehr als hundert Kurbetrieben verabreicht werden kann. Seit den Tagen Johannes Schroths ist das Verfahren in mancher Hinsicht attraktiver geworden. Statt altbackener Semmeln gibt es Knäckebrot in verschiedenen Sorten, der Haferbrei ist durch wohlschmeckende Gemüsesuppen ersetzt, und vitaminreiche Fruchtsäfte aus frisch gepreßtem Obst gehören ebenso dazu, wie Salate mit viel Schnittlauch und allerlei würzigen Küchenkräutern. Die Kurbetriebe Oberstaufens stehen unter ärztlicher Leitung. Jeder Kurgast wird dem Arzt vorgestellt und bekommt seine Schrothkur „maßgeschneidert“, wie er sie braucht. Für Nierenkranke oder Diabetiker zum Beispiel, wird die Kurdiät individuell abgewandelt, und im hydrotherapeutischen Teil werden – falls gewünscht – Kurpackungen verabreicht, in denen man stundenlang ausschwitzen kann, was der Körper loswerden soll. Starke Raucher schwitzen soviel Nikotin aus, daß ihre Bettwäsche wegen des Gestanks täglich gewechselt werden muß.

 

Schlanke Leute, die sich mit der Schrothkur nur entschlacken, aber nicht abnehmen möchten, bekommen selbstverständlich Kalorienzulagen zur Kurdiät. und auch bei ihnen wird hinsichtlich der Kurverträglichkeit, Herz und Kreislauf ärztlich überwacht. Alles in allem stellt die Schrothkur eine empfehlenswerte Therapie dar, die in vielen Fällen die heilkundliche Versorgung der Patienten wirkungsvoll ergänzen kann.

 

Auszug aus dem Buch „der Darm – Basis der Gesundheit“ von J.B.V.

Infos unter:

Erstellt am: 23.01.2009 10:05 Uhr

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