Ayurvedische Medizin
Der Name stammt aus dem Sanskrit, der antiken Kultursprache Indiens. Er bedeutet „Wissenschaft vom Leben“. Eine seit nahezu 500 Jahren erprobte Lehre, in gesunden Tagen dem Kranksein vorzubeugen und es in kranken Tagen zu heilen. Dabei werden über verbesserte Atemtechnik und Pflanzenheilmittel hinaus, alle Erfahrungen ausgewertet, die im menschlichen Bewußtsein in Krankheit und Wohlbefinden teilhaben. Nach dieser Lehre ist Gesundheit eigentlich der Normalzustand unseres Daseins, ein vorwiegend unbewußtes Gefühl, daß „uns nichts fehlt“. Körper, Geist und Seele befinden sich in vollkommener Harmonie, Erst wenn eine Krankheit auftritt, die uns irgendwie behindert, haben wir plötzlich das Empfinden, nicht gesund zu sein. Das betrübt uns, bereitet Sorgen und belastet unser Gemüt. Die Gedanken beginnen, um die Störung zu kreisen, auf Abhilfe zu sinnen, und wenn es sich um ein schwereres Leiden handelt, kommen Sorgen hinzu, die vielleicht sogar ans Sterben denken lassen. Was da in unser Bewußtsein tritt, berührt aus ayurvedischer Sicht die untrennbare Einheit von Körper, Seele und Geist. Die am weitesten verbreiteten Krankheiten unserer Zeit, Herzleiden, zu hoher Blutdruck, Übergewicht und Streß, um nur einige zu nennen, aber auch manches Krebsgeschehen, wurzeln in diesem gestörten Verhältnis.
Deshalb reicht es nicht aus, die Leiden allein an den Körperstellen zu behandeln, wo ihre Symptome sich zeigen. Ayurveda versucht zu ergründen, welche Ursachen dazu geführt haben und was wichtiger ist, wie der Patient darauf reagiert, wie er damit fertigzuwerden trachtet. Das heutige floskelhaft „Wie geht’s?“ hat hier noch seinen ursprünglichen Sinn. Aus uralter Erfahrung sieht der ayurvedische Denkansatz jedes körperliche Leiden in seiner Beziehung zum Geist. Je tiefer man zu den Ursachen einer Krankheit vordringt, um so deutlicher tritt hervor, daß jedes Leiden ein Versagen der Intelligenz darstellt. Wie das zu verstehen ist? Wenn wir von Intelligenz sprechen, ist damit in der Regel das Maß an Aufnahmebereitschaft gemeint, die den „hellwachen Intellekt“ eines Menschen auszeichnet. Dies ist aber nur ein Teil seiner Intelligenz, den wir im Gehirn angesiedelt wissen. Dort befindet sich, um es technisch auszudrücken, lediglich die Schaltzentrale. Wenn wir jedoch die neuzeitlichen Erkenntnisse der Naturwissenschaft in Betracht ziehen, äußert die Intelligenz sich im ganzen Organismus. Jede einzelne der Milliarden Körperzellen, die unser physisches Dasein ausmachen, folgt einem in der Erbsubstanz festgelegten Auftrag. Jede Zelle erkennt, produziert, leitet weiter, wehrt ab, meldet Störungen, erinnert sich – jeweils als Ausdruck der ihr von Natur aus eingeprägten Intelligenz, die keine Abweichungen zuläßt. Eine Verletzung am Finger heilt exakt mit dem Linienmuster, das seit der Entwicklung im Mutterleib bis in die feinsten Einzelheiten festliegt und bis um Lebensende unverändert bestehen bleibt. Zweifellos eine „Intelligenzleistung“ der Erbsubstanz (DNS) in den beteiligten Hautzellen. Ähnlich verhält es sich, wenn ganze Organsysteme, der Herz- und Kreislaufverbund, das Zusammenspiel der Hormondrüsen oder das Immunsystem gestört sind. Nach ayurvedischer Lehre würde die Geist-Körper-Beziehung in vielen Fällen ausreichen, um die gestörte Ordnung wieder herzustellen, da die Natur durch ihre im Organismus feinverteilte Intelligenz über ein enormes Potential an Selbstheilungskräften verfügt, die vielfach allein durch Signale des positiven Denkens mobil gemacht werden können.
Im Hinblick darauf gewinnt die Einsicht Raum, daß Medikamente, soweit es sich nicht um hochverdünnte Homöopathika handelt, die natürlichen Heilungsvorgänge eher behindern als fördern. Manche Fälle, die sich therapieresistent erwiesen und demnach aus schulmedizinischer Sicht als unheilbar galten, mögen so verständlich erscheinen. Aus ayurvedischer Sicht sind die wirksamsten Heilmechanismen jene, in denen die naturgegebene Intelligenz sich unbehindert entfalten kann. Kein Medikament muß zugeführt werden. Mag die Schulmedizin auch (vorläufig noch) anderer Ansicht sein. Jeden auf Heilung zielenden Gedanken, der aus der Geist-Körper-Beziehung auf den Organismus einwirkt, kann die Natur ohne Umstände realisieren. Ein unschätzbarer Vorteil liegt in dem Verzicht auf Medikamente, da der Organismus nicht gezwungen wird, sich chemischen Eigenschaften körperfremder Substanzen zu unterwerfen, was vielfach unerwünschte Nebenwirkungen auslösen würde. So gesehen, stellt die ayurvedische Medizin, ungeachtet ihres ehrwürdigen Alters, eine der modernsten Behandlungsformen dar.
Literatur: Dr. Deepak CHOPRA, Gesundsein aus eigener Kraft, BLV-Verlag, München, ISBN 3-405-13649-0
Auszug aus dem Buch „Der Darm – Basis der Gesundheit“ von J.B.V.
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Erstellt am: 23.01.2009 11:06 Uhr