Felke-Kuren
Zu den ältesten Kurmitteln der Menschheit gehört neben Heilpflanzen die Heilkraft des Erdbodens. Wir sprechen heute von „Heilerde“. Schon die alten Ägypter benutzten dreitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung Lößpackungen vom Schwemmland des Nils gegen rheumatische Erkrankungen oder um Entzündungsherden (Furunkeln) zum Durchbruch zu verhelfen. Im neunten Jahrhundert v. Chr. berichtet Homer, vulkanische Sande der Insel Lemnos würden gegen Durchfall angewandt, und die griechischen Ärzte der letzten vorchristlichen Jahrhunderte schildern Anwendung und Heilwirkung von Erdsorten unterschiedlicher Herkunft. Die Nachrichten setzen sich sowohl im Orient (Persien) als auch im europäischen Mittelalter fort. Hildegard von Bingen und Theoprast von Hohenheim (Paracelsus) schrieben darüber. Sie empfahlen „terra sigilata“, was nichts anderes als Lehmpackungen bedeutet, gegen allerlei Gebrechen. Sogar bei Lepra versprach man sich günstige Wirkung davon. Im vergangenen Jahrhundert griff Pfarrer Sebastian KNEIPP als erster die Therapie mit Heilerde wieder auf. Er verordnete sie in verschiedenen Anwendungsformen gegen Rippenfellentzündung, Geschwüre, Insektenstiche und Hautausschläge. Wenige Jahrzehnte nach ihm begründete Emanuel FELKE, der zuerst als evangelischer Pfarrer im Rheinland tätig war, seine Lehmbädertherapie, was ihm dem humorigen Spitznamen „Lehmpastor“ und viele Anfeindungen eintrug. Seine Patienten saßen unter freiem Himmel in flachen Gruben, die mit breiförmig angerührtem, frisch gegrabenem Lehm gefüllt waren, dessen Temperatur etwa zehn Grad niedriger lag als die Körperwärme. Doch den Unterschied spürte der Patient kaum, weil die hautnahe Lehmschicht binnen weniger Minuten seine Temperatur annahm, was ihn gegen Wärmeverlust abschirmte. In der Regel dauerte das Bad eine halbe Stunde, gelegentlich auch etwas länger. Nach dem Aussteigen ließ man die am Körper haftenbleibende Lehmschicht antrocknen, um sie, bevor man unter die Dusche stieg, mit den Händen massierend abzurubbeln. Der therapeutische Effekt des Lehmbades ist offensichtlich. Die leicht gerötete Haut, mitsamt der unmittelbar darunter befindlichen Gewebeschicht, wird wohltuend durchblutet, was dem Kreislauf im Sinn eines milden Trainings zugute kommt, und Gymnastik, die je nach Zustand und Laune des Patienten damit verbunden werden kann, rundet die Therapie kurgemäß ab. Heute werden Felke-Kuren auch von der Schulmedizin akzeptiert. Die von FELKE begründeten „Jungborne“, wo Lehmbäder grundsätzlich im Freien verabfolgt wurden, sind längst in staatlich anerkannte Sanatorien umgewandelt, in denen Lehmbäder unter ärztlicher Leitung zu jeder Jahreszeit auch in Hallen und Wannen verabreicht werden.
Nach Felkes Originalvorschrift wird die Kur in Deutschland heute noch in Sobernheim und Diez a. d. Lahn durchgeführt. Das Angebot ist wesentlich erweitert worden. Außer den Bädern gibt es nun auch Lehmpackungen für Magen, Darm, Leber und Gallenblase. Allergische Erkrankungen können ebenso behandelt werden, wie Stoffwechselstörungen und Frauenleiden. Licht- und Luftbäder gehören im Sinne Felkes immer noch dazu, und die Wirksamkeit der Kur ist anhand offiziell geführter Krankenblätter ärztlich belegt.
Auszug aus dem Buch „Der Darm – Basis der Gesundheit“ von
J.B.V.
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Erstellt am: 23.01.2009 12:37 Uhr