Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder und einen guten Start in diese neue Woche!
Das kennen Sie wahrscheinlich auch: Ganz am Schluss, bevor man endgültig Abschied nehmen muss, kommen die Ermahnungen und die Ratschläge. „Fahr vorsichtig – pass gut auf dich auf – überleg immer erst, worauf du dich einlässt – zieh dich warm genug an – vergiss nicht anzurufen…“
Vorher war ja so viel Zeit, aber da hatte man anderes zu reden. Oder vielleicht gab es auch nichts, worüber man hätte reden müssen. Und außerdem weiß man ja – als Eltern allemal – dass Ermahnungen und Ratschläge nicht so gut ankommen und eher nerven. Aber einmal muss ich es doch wenigstens sagen. Ich meine es doch gut mit dem, den ich gehen lassen muss. Ich will doch, dass es ihm gut geht, dort, wo er jetzt allein hinfährt oder hingeht. Ich lieb diesen Menschen doch und da muss ich ihm doch noch ein paar Ratschläge geben, wie er es anfangen soll.
Genau dasselbe finde ich in den Briefen, die in der Bibel aufbewahrt sind. Auch da finde ich am Ende immer noch ein paar Ermahnungen: vertragt euch, vergeltet nicht Böses mit Bösem, nehmt Rücksicht auf die Schwachen… Was man halt so sagt.
Aber, das wissen wir Eltern oder Großeltern ja nun auch: solche Ermahnungen sind gut gemeint – nur in der Regel völlig nutzlos. Sie machen am Ende doch, was sie wollen; die die wir gehen lassen müssen: Fahren wie die Henker, stürzen sich in allerlei Abenteuer und rufen nicht an. Man kann Menschen mit Ratschlägen und Ermahnungen nicht ändern, auch nicht die Menschen, die man lieb hat.
Kann man also gar nichts tun für die, die weggehen? Nichts, damit sie es gut haben? Muss man sie einfach sich selbst überlassen? Nein, lese ich in einem Brief des Apostels Paulus, das nicht. Aber man muss – man kann!! – sie Gott überlassen. Mitten in seinen Ermahnungen nämlich bricht Paulus plötzlich ab. Und erinnert sich und mich: „Er selbst aber, der Gott, der Frieden hat und Frieden gibt, möge euer Herz und euer Handeln bestimmen. Er möge euren Geist, eure Seele und euren Leib ohne Tadel bewahren.“
Gott selbst geht mit denen, die ich gehen lassen muss. Er gibt denen seinen Geist, für die ich auch mit den besten Ermahnungen nichts mehr tun kann. Er kann trösten, wenn etwas schief geht. Er kann einem das Herz bewegen und den Kopf – damit man wieder weiß, was richtig ist und was falsch.
Deshalb können wir Eltern und Großeltern, uns die Ermahnungen und die Ratschläge ganz am Schluss wahrscheinlich wirklich sparen. Und die Kinder und Enkel getrost gehen lassen: Gott selbst wird mit ihnen gehen. Vielleicht sollten wir denen, die wir gehen lassen müssen nur das am Schluss noch sagen: „Behüt dich Gott“ oder: „A Dios! – Gott befohlen“
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Erstellt am: 09.09.2013 17:23 Uhr