Predigt zum 25. Sonntag im Jahreskreis 2013 (22.09.)

L I: Am 8, 4-7 / Ev.: Lk 16, 1-13
Schwestern und Brüder!
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Aber könnte das eben gehörte Evangelium nicht eine Rechtfertigung für Wahlgeschenke sein? Von dem Geld, das dem Verwalter nicht gehört, eben etwas nehmen, und sich damit vor der Abwahl oder eben auch der erhofften Wiederwahl schnell noch ein paar Freundinnen und Freunde schaffen? Und dafür – und das ist das Beste an der ganzen Geschichte, dafür dann auch noch von Jesus gelobt werden? Es würde sich fast anbieten, genau darüber zu predigen, da heute die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag und kommenden Sonntag Nationalratswahlen in Österreich anstehen. Aber ich kann Sie beruhigen – nach all den vielen Wahlsendungen und Diskussionen, werde ich heute genau darüber nicht predigen. Allerdings kommen wir nun an einem Punkt nicht vorbei – das ist das, was dem Gleichnis und der großen Politik von heute gemeinsam ist, das Thema: Geld!
Im Freundes- und Bekanntenkreis wird genau dies ganz gerne ausgespart. Da heißt es dann lapidar: „Geld verdirbt den Charakter und es nimmt einem die Freundschaft!“ Oder man gleicht sich dem Volksmund an, der behauptet: „Über Geld redet man nicht. Geld hat man“. Und wenn man Geld hat, dann zeigt man es nicht unbedingt – oder ist, wie der Schwabe zu sagen pflegt: „hälenge reich“ – also heimlich oder hintenherum! Das alles ist auch gar kein Problem – denn: „Geld stinkt nicht“ – es ist geruchsneutral.
Anhand dieser wenigen Aussagen wird deutlich, welchen Stellenwert „Geld“ in unserem Denken einnimmt und deshalb ist es auch klar, dass damit immer mal wieder „Schindluder“ getrieben wird. Wie oft haben wir schon Presse und Fernsehen entnehmen müssen, dass jemand mal wieder im großen Stil Geld unterschlagen, Fonds oder Subventionen veruntreut hat; dass jemand mit unlauteren Mitteln Kleinanleger in den finanziellen Ruin oder durch Missmanagement einen ganzen Konzern an die Wand gefahren hat. Betrug, Unterschlagung und Veruntreuung, das gab es und wird es immer geben, weil vom Geld eben ein solcher Glanz, eine solche Verlockung ausgeht, dass Anstand, Ehrlichkeit und Verantwortung dadurch vielfach in den sprichwörtlichen „Schatten“ gestellt werden. Reich, reicher, am Reichesten – um die Steigerung mitzumachen werden Fantasie und Kreativität entwickelt, wenn’s sein muss, auch auf Kosten anderer – ganz nach dem Motto der „Prinzen“ die vor Jahren den Hit herausgebracht haben: „Du musst ein Schwein sein in dieser Welt…du musst gemein sein…denn bist du ehrlich…lebst du gefährlich.“
Die Erfahrung eines solch betrügerischen Umgangs mit Geld bzw. dem, was die „Prinzen“ hier kundtun, das sind nicht nur Erfahrungen unserer Tage, nein – das war nun auch bereits den Zuhörern Jesu durchaus geläufig. Und vielleicht ist ja auch gerade deshalb der ein oder dem anderen auch die Kinnlade nach unten geklappt, als sie das heutige Evangelium gehört haben. Was Jesus da über das Verhalten des Verwalters sagt, überrascht nicht nur, sondern lässt einen wirklich „Bauklötze“ staunen. Oder wären Sie auf die Idee gekommen, aus einem – für unser Empfinden glasklaren Skandal – eine Lehrerzählung für das Reich Gottes zu machen?
Ich gehe mal davon aus, dass Jesus hier einen Betrugsvorwurf, der in aller Munde war und sich wie ein Lauffeuer verbreitet hat, aufgreift und alle, die um ihn herumstanden, gespannt zuhörten, was er wohl dazu zu sagen hat. Wahrscheinlich rechneten alle mit einem mehr als vernichtenden Urteil über den unmoralischen Verwalter. Aber was passiert? Jesus bricht eben keinen Stab über ihn, er macht ihn weder mit Worten fertig, noch zeigt er mit dem Finger auf ihn. Im Gegenteil: Er stellt ihn als einen Mann dar, von dem man etwas lernen und der einem noch dazu einen Hinweis aufs Reich Gottes geben kann. Nur, das fragten sich natürlich nicht nur damals die Leute, sondern das fragen sie auch heute – was, um alles in der Welt, sollen wir ausgerechnet von einem Betrüger lernen? Was können denn er und sein Verhalten uns an Positivem zum Nachdenken geben? Lassen Sie uns deshalb ihn und seine Situation noch etwas genauer anschauen:
Der Verwalter hat seinen Chef – wie auch immer – misstrauisch werden lassen, und das nicht zu Unrecht. Die gefälschte Bilanz lässt sich nicht länger verheimlichen, seine windigen Geschäfte drohen aufzufliegen und dass er darüber seinen Posten verliert, ist für ihn gar keine Frage. Also: Eine beinahe aussichtslose Situation. Der Offenbarungseid scheint unvermeidlich – die Arbeitslosigkeit droht. Wer will ihn denn noch nehmen, wenn publik wird, weshalb er entlassen worden ist? Also ist sein soziales Ansehen dahin, seine Person, sein Ruf beschädigt; die Leute werden ihn künftig meiden, werden über ihn lachen und ihn verspotten, sie werden ihn fallen lassen wie eine „heiße Kartoffel“. Mehr und mehr wird ihm bewusst: Ich werde vor dem Nichts stehen!!
Gibt es ein solches Gefühl aber nicht auch in unserem Leben? Ein Gefühl, dass uns manchmal der Boden unter den Füßen wankt oder gar wegbricht und wir zu fallen beginnen? Z.B. dann, wenn eine Kündigung ins Haus steht – aus welchen Gründen auch immer; wenn Beziehungen nicht mehr tragen und die Lebensharmonie jäh zerstört wird; wenn Freundschaften zerbrechen und bislang gemeinsam gegangene Wege auf einmal in verschiedene Richtungen führen. Was kann unsere kleine, heile Welt nicht alles zum Einsturz bringen: Das Ende einer Ehe, der Tod eines nahestehenden und geliebten Menschen, ein nicht bestandenes Examen oder eine Diagnose, die wie ein Todesurteil klingt. Nicht alle, die von solchen Schicksalsschlägen betroffen sind, haben auch die Kraft, sich der neuen Situation zu stellen. Manche zerbrechen an Lebenskrisen, denen sie sich einfach nicht gewachsen fühlen oder sie verharren hilflos in ihrem Leid und leben dann nur noch rückwärts gerichtet in den sogenannten guten, alten Zeiten.
So tut sich mitunter für jemanden schnell ein dunkles Loch auf und die, die dabeistehen, schauen nur ungern in die Tiefe, um ja nicht selbst mit hinabgezogen zu werden. Vielleicht ahne ich ja, wie brüchig der Boden ist, auf dem ich stehe, wie schnell man stolpern und fallen kann. Und weiß ich, wie ich reagieren werde, wenn mein Lebenshaus in seinen Grundfesten erschüttert wird? Werde ich in der Bahn bleiben? Der Ernstfall – so sagt das Sprichwort nicht umsonst – der Ernstfall ist immer die Stunde der Wahrheit. Erst da zeigt sich dann, wer ein Meister ist, wer es versteht, sein Leben auch unter schweren oder gar schwierigsten Bedingungen zu meistern.
Der Verwalter in unserem Gleichnis versteht es meisterhaft, sich aus der Affäre zu ziehen. Er reagiert angesichts der Tatsache von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts zu stehen, eben nicht kopflos, sondern ausgesprochen besonnen und kreativ. Er steckt den Kopf nicht in den Sand, sondern lässt sich was einfallen. Die Lebenskrise ist für ihn die Herausforderung, derer er sich stellt. Er sagt sich: Wenn mir das eine genommen wird, muss ich was anderes gewinnen. So wird die Krise zur Chance – zum Neubeginn.
„Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters“. Wohlgemerkt: Jesus lobt nicht den Betrug und schon gar nicht die kriminelle Energie. Er lobt vielmehr die Klugheit, die Geistesgegenwart des Mannes. Und wir? Mit dem Gleichnis fragt Jesus uns, ob wir denn im Ernst glauben, dass wir bei der Schlussabrechnung unseres Haushaltens am Ende der Zeiten besser dastehen werden, als dieser betrügerische Verwalter. Was haben wohl wir vertan, vertrödelt, verschleudert und veruntreut? Dabei war uns doch auch vieles, ja sogar alles anvertraut.
Das Gleichnis Jesu bezieht sich auf das Ende. Und er fragt an, ob wir nicht
wissen, was die Uhr geschlagen hat und dass es für uns bereits 5 vor Zwölf ist. Dass die Zeit, die wir noch haben, unsagbar kurz sein kann und somit unendlich kostbar. Und deshalb zeigt uns Jesus quasi mit einem spitzbübischen Augenzwinkern auf: „Wie wäre es, wenn ihr es dem spitzbübischen Verwalter gleichtätet? Unendlicher Reichtum ist euch anvertraut – nein, nicht nur Geld! Ihr habt genauso Zeit, Worte und Nahrung, habt Kräfte und Gaben, mit denen ihr Möglichkeiten habt Freude zu spenden, andere glücklich zu machen, einander mit Liebe zu beschenken. Nichts von alledem gehört euch – es ist euch nur zur Verwaltung anvertraut. Und wie wäre es deshalb, wenn ihr euch in eine Verschleuderungsaktion hineinstürzen würdet und von dem was euch geschenkt ist, anderen schenkt, schenkt und nochmals schenkt? Wenn ihr eure Zeit an andere verschenkt und auch eure Ideen? Wenn ihr eure Möglichkeiten ausschöpft, um anderen zu helfen und sie das Leben in Fülle spüren zu lassen? Wenn so das Evangelium als Frohe Botschaft lebendig bleibt und unser Glaube mehr Spritzigkeit und Kraft bekommt?
Das wär’s doch – dann wären wir wirklich Kinder des Lichts – denn dann wär uns ja wirklich ein Licht aufgegangen. Amen!

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Erstellt am: 24.09.2013 12:11 Uhr

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