Diakon Bertram Bolz
Guten Morgen liebe Schwestern und Brüder!
Wie bringt man wohl einen Esel, der nicht fressen will, zum Futter? Schlicht und ergreifend so, dass man einen hungrigen Esel, der gerne frisst, neben ihn stellt. So viel zur klassischen Erklärung des Themas „Vorbild“. Heute nun hat ein Mann Geburtstag, der für viele Menschen zu einem Vorbild geworden ist. Wobei man dazu sagen muss, dass es unendlich schwer ist, auch nur annähernd an ihn und seine Wesensart heranzukommen: Ich spreche von Mahatma Gandhi. Am 2. Oktober 1869 wurde er geboren. Damals hieß er noch Mohandas Karamchand Gandhi, denn den uns allen bekannten Beinamen „Mahatma“ – „die große Seele“, den hat er erst später bekommen. Ja, er war ein kleiner, schmächtiger Mann – aber eine riesige Persönlichkeit und vor allem ein Mann mit einer ganz großen Seele. Das hat dazu geführt, dass er – wie kaum ein anderer bis heute – quer durch alle Kulturen und Religionen geachtet, respektiert und eben als Vorbild gesehen wird. Und weshalb? Weil er so radikal wie kein anderer auf die Gewaltfreiheit gesetzt hat. Und das, was da so von ihm ausstrahlte, sprang auf viele andere über, die sich ihm dann auf dem Weg der Gewaltlosigkeit angeschlossen haben. Allein schon deshalb kann man sich auch als Christ den Hindu Gandhi zum Vorbild nehmen. Für mich ist das kein Widerspruch. Denn das, was Jesus fast 2000 Jahre vorher mit so Sätzen wie: „Leistet dem, der euch Böses tut, keinen Widerstand“ und „Liebet eure Feinde und tut denen Gutes, die euch hassen“ – solche unmöglich scheinenden Sätze hat Gandhi zu einer Volksbewegung gemacht und sein Land damit und dadurch entscheidend verändert. Ich frage mich, was er wohl heute tun würde? Würde er z.B. den Palästinensern zu einem gewaltfreien Widerstand raten? Wie würde er mit der Situation im Irak umgehen und was würde er der Weltgemeinschaft in Sachen Iran nahe legen? Nicht zuletzt auch die spannende Frage, was würde er seinem eigenen Volk in der Kaschmir-Frage sagen und raten? Zu vielem, was die genannten Regionen und Volksgruppen derzeit an Gewalt zu erleiden haben – Gewalt die immer von beiden Seiten ausgeht – fällt mir sein weiser Spruch ein: „Auge um Auge – das macht die ganze Welt blind.“ Wie schön wäre es, wenn das große Vorbild Gandhi auch für so manchen Politiker in den genannten Regionen bzw. Politiker, die sich in diese Regionen einmischen ein Vorbild sein könnte. Dann müssten heute keine „road-maps“ für diese Teile der Welt entworfen werden – vielmehr ginge dann wahrscheinlich in Erfüllung, was auch ein Zitat Gandhis ist: „Es gibt keinen Weg zum Frieden. Der Frieden ist der Weg.“
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Erstellt am: 04.10.2013 12:19 Uhr