Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Vor nicht ganz 60 Jahren starb der Physiker Albert Einstein. Oft wird an ihn gedacht, häufig werden Sätze von ihm zitiert. Zum Beispiel auch der, über den ich immer wieder schmunzeln muss: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein“.
Nun bin ich als Seelsorger durchaus mit den Hirtenbildern der Bibel vertraut. Und doch hat mich der Physiker überrascht, wenn er dahinter guckt und Menschen als Schafe betrachtet.
Schafe sind ja nun nicht dumm, da sage ich Ihnen überhaupt nichts Neues. Sie wissen, worauf es ankommt. Sie wissen allein schon aufgrund ihres Daseins wie wir Menschen auch: Du brauchst was zu fressen – also eine gute Weide – und du brauchst frisches Wasser. Das alles bekommst du aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nur in der Herde. Solo, sozusagen als einzelnes Schaf, hast du kaum Chancen zu überleben. Genau aus diesem Grunde aber muss deine Herde gut geführt sein. Du brauchst nicht nur einen Leithammel, sondern auch einen guten Hirten.
Schafe sind nicht dumm. Sie wissen, worauf es ankommt.
Aber was heißt: „Tadelloses Mitglied einer Schafherde sein können“? Das wird ja heute allerorten verlangt, von Menschen jedenfalls: Du musst gut sein, besser, mobiler, cleverer als andere, eben tadellos. Wenn also der alte Einstein vom Menschen spricht, sollte er vielleicht gemeint haben: Mensch, du musst vor allem Mensch sein, wenn du ein tadelloses Mitglied der Gesellschaft sein willst? Wenn er das so gemeint hat, dann wären zumindest ein paar Dinge doch ziemlich klar: du brauchst das tägliche Brot. Diese elementare Frage muss geklärt sein. Brot für alle. Es lohnt sich, daran zu arbeiten, und es lohnt sich auch darum zu beten.
Und dann: Brauchst Du Wasser, klares Wasser zum Leben. Es lohnt sich, dafür zu sorgen, dass der Wasserhaushalt in deinem Körper und natürlich auch in deiner Umwelt stimmt – nicht nur für heute, das versteht sich von selbst, sondern auch für morgen. Und du brauchst Menschen, du brauchst Gemeinschaft. Solidarität ist heute ein geflissentliches Wort dafür. Und das ist wichtig und gut so, denn als Einzelgänger hast du keine Chance, wenn du Zukunft haben willst.
Spüren Sie bei all diesen Gedanken etwas? Ich finde die Geschichte mit dem Schaf gar nicht so dumm und ich kann den Satz Einsteins nur unterstreichen: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein“. Und es wird für mich auch deutlich: Schafe sind alles andere als dumm – oder?
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Erstellt am: 23.10.2013 19:38 Uhr