Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Immer mehr Menschen, verehrte Schwestern und Brüder, stellen sich das Leben nach dem Tod als Reinkarnation vor. Früher kannten das nur Buddhisten und Hinduisten; in den abrahamitischen Religionen des Judentums, des Christentums und des Islam – also jener Religionen die man auch monotheistisch – Ein-Gott-Glaube nennt – in diesen Religionen war ein Gedanke daran nicht nur fremd, sondern schlicht und ergreifend undenkbar. Was aber versteht man denn unter Reinkarnation?
Dieses Wort meint, dass der Mensch nach seinem Tod wiedergeboren wird, dass seine Seele in einen neuen Körper, in eine neue Existenz übergeht. Und das so oft, bis er durch ein geläutertes, aufgearbeitetes Leben aus diesem Kreislauf „erlöst“ wird und dann nicht mehr wiedergeboren werden muss. Bei allem Respekt vor einer großen Tradition, besonders in den indischen Religionen, aber ich persönlich mag diese Vorstellung auch nicht. Warum? Der Reinkarnationsgedanke in den Köpfen westlich geprägter Menschen, scheint in meinen Augen eher einer Verdrängung der Wirklichkeit Tod zu entsprechen. Zu mechanisch scheint eine Wiedergeburt die andere abzulösen, wechseln die Seelen von einer Lebenswirklichkeit in eine andere. Und die Rolle Gottes dabei, falls er überhaupt in den Blick kommt? – Ist er nicht der gleichgültige Aufpasser, der die Seelenwanderungen überwacht? Ein menschenfeindlicher Götze, der solche armen Seelen zu einer immer nächsten Runde verdammt, wenn sie es mal wieder nicht geschafft haben, ein ihm konformes Leben zu führen? – Eine grausame Vorstellung. Davon abgesehen, vor Gott würde eine Wiederholung des Lebens nichts Neues bringen, sondern nur die Summe mehrerer endlicher Lebensentscheidungen bedeuten.
Seelenwanderung, eine wie auch immer gedachte Wiedergeburt, widerspricht der unantastbaren Würde und Einmaligkeit des Menschen. Der Gott der Bibel sieht sie so vor: „Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir, ich bin dein Retter, du bist mir teuer und wertvoll, weil ich dich liebe.“ (Jesaja 43,1-7) Wir sind kein anonymes „Es“, sondern ein unverwechselbares „Du“. Im biblischen Denken geht es nicht um eine Seele, es geht um den Menschen. Und dieser Mensch hat eine einmalige, unwiederholbare Lebensgeschichte.
Was meine Vorstellung vom Leben nach dem Tod ist? – Ich glaube an einen persönlichen Gott, der so persönlich ist, dass er in Jesus von Nazareth Mensch geworden ist. Und ich glaube, dass bei diesem Gott jeder Mensch mit seinem Leben aufgehoben ist, ganz aufgehoben. Mit seinen Tränen und Freuden, mit seiner Schuld und mit seinen Fragen, mit seinem ganzen Packen Leben. Weil dieser Gott ein grenzenlos liebender Gott ist. Und der durch Gott und nicht durch Menschen herbeigeführte Zustand ungetrübten Glücks nennt der christliche Glaube „Ewiges Leben“.
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Erstellt am: 28.10.2013 11:27 Uhr