Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch’ ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Was ich jetzt im Moment tue, nämlich hier im Radio zu Ihnen zu sprechen, das gehört zu meinem Leben unabdingbar dazu. Ich staune immer wieder darüber, was es eigentlich heißt, sprechen zu können. Was für ein großartiges Geschenk das ist: Sich mitteilen und aussprechen, sich anvertrauen und miteinander reden. Theater und Musical, Unterhaltung und Gesang, das geistliche Wort jetzt – all das wäre ohne die Sprache undenkbar. Wir können von schönen Erlebnissen berichten und Erfahrungen austauschen; wir können Verzagten Mut machen und Kranke trösten; wir können unseren Partnern und unseren Kindern sagen, dass wir sie lieb haben; und wir können natürlich auch unserem Ärger hie und da Luft verschaffen.
Sprechen. Mir ist das neu aufgegangen, als ich vor kurzem einen sehr interessanten Fernsehbeitrag aus einem Heim für Taubstumme gesehen habe. Wie viel Mühe und Geduld hier Menschen aufbringen, um sich sprachlos zu verständigen! Und wie mag es wohl dem Taubstummen ergangen sein, dem Jesus zugerufen hatte: „Effata! – das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden“ – so erzählt es uns das Markusevangelium im Neuen Testament im siebten Kapitel.
Ich verstehe dieses Wirken Jesu aber auch als seinen Protest gegen jegliches menschliche Leid und auch als einen Appell an mich: Effata – Du, Bertram, öffne dich für Gott und für die Not deiner Mitmenschen! Und: Mich macht dabei aber auch nachdenklich: wie fahrlässig wir bisweilen mit der Sprache umgehen. Wenn ich ehrlich bin, gehöre ich doch auch zu denen mit der losen Zunge. Was reden wir nicht alles über Abwesende: „Haben Sie schon gehört, der und die . . . ?“ – Und sicher nicht nur Gutes. Was unkontrolliertes Reden angeht, so gibt es in der Bibel Worte, die uns diesbezüglich beunruhigen müssten. Denn da heißt es eindeutig, dass wir für jedes unnütze Wort Rechenschaft ablegen müssen. (Mt 12,36) und dass Gott eine falsche Zunge abscheulich findet, die Lügen verbreitet und Streit entfacht. (Sprüche 16,16-19)
Sicherlich: das ist keine göttliche Drohung, die einem Angst einjagen möchte. Aber es ist ein Appell: Wenn wir reden, so möchten wir doch bitteschön behutsam und wahrhaftig sein.
Einen schönen Sonntag Ihnen allen.
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Erstellt am: 28.10.2013 11:30 Uhr