Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
In dem Wort „Orientierung“ steckt unter anderem das Wort Orient. Orient, so heißt der Osten, und er hat seinen Namen von dem lateinischen „Sol oriens“, was so viel heißt wie: Aufgehende Sonne.
Für die Menschen früherer Zeiten war das selbstverständlich. Wer sich orientiert, wendet sich der aufgehenden Sonne zu. Wer Klarheit haben will über den zu gehenden Weg, muss sich nach dem Licht ausrichten. In der Alten Kirche wurde diese Einsicht beispielsweise im Kirchenbau symbolisch realisiert. Kirchenbauten wurden „geostet“, d.h. man richtete sie zur aufgehenden Sonne aus. Für die Gemeinde, die sich in dieser Kirche versammelte, war der Gottesdienst dann eine Hinwendung gen Osten, eine Orientierung am Licht der göttlichen Gegenwart. Besonders beindruckend ist für mich bis heute, wenn aus dem weiten Chorfenster die Sonne ins Kirchenschiff flutet.
Das Licht strahlt im Osten auf! Und die Hinwendung zu diesem Licht ist Ausdruck einer Orientierung, die sich vielleicht so umschreiben lässt: Ich wende mich dem Licht des Schöpfergottes zu, dem Licht des auferstandenen Christus. Ich trete heraus aus dem Dunkel der Ungewissheit und tauche ein in die Wärme göttlicher Zuwendung.
Wer sich in diesem Sinne orientiert, lässt erst einmal alles hinter sich, was beschwert und belastet. Allerdings werden dadurch die Schatten des Lebens, das Leiden, die Schuld und der Tod nicht einfach beseitigt. Aber man ist nicht mehr so stark darauf fixiert, man muss sich nicht von diesen Schattenseiten eines Lebens beherrschen lassen. In Liedern, biblischen Texten und Gebeten begegnet uns das Licht in seiner ganzen Fülle. Suchenden weist es den Weg, Kraftlose erhalten Stärkung, Selbstsichere werden vielleicht auch geblendet und provoziert. So erhellt der Glanz des Lichtes unseren Tag, so wie es in einem modernen Kirchenlied heißt
Orientierung ist immer und überall möglich. Ob im Gottesdienst, oder in der Zeit persönlicher Besinnung am Morgen eines neuen Tages. Mein Denken und Handeln bekommt eine Richtung, mein Weg zeichnet sich immer deutlicher ab, meine Tage werden in mir heller, auch und gerade jetzt, wenn die Tage draußen kürzer werden.
Infos unter:
Erstellt am: 08.11.2013 11:49 Uhr