Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Advent feiern, verehrte Hörerinnen und Hörer, das heißt bewusst auch seine Sehnsüchte feiern. Wenn wir sie feiern, bekommen sie eine positive Funktion in unserem Leben. Wir brauchen unsere Sehnsüchte nicht zu verdrängen, wir brauchen nicht in Resignation und Enttäuschung zu fallen. Wir brauchen unser Leben auch nicht in übertriebenen Worten zu beschreiben, um die Enttäuschung nicht hochkommen zu lassen, oder um sie vor den anderen zu verbergen. Nein, im Advent können wir uns der Realität stellen und zugleich unseren Sehnsüchten, die die Wirklichkeit unseres Lebens übersteigen.
Gerade bei intensiven Erlebnissen steigt ja eine Sehnsucht in uns auf, die noch mehr erwartet, die den Augenblick festhalten will oder sich zumindest noch eine Steigerung erhofft. Das erfahren wir zum Beispiel auch in Begegnungen mit Menschen, die uns nahe sind. Wenn wir einen Menschen lieben und im Gespräch mit ihm eine tiefe Übereinstimmung spüren und darin an ein Geheimnis rühren, das uns übersteigt, dann tauchen zugleich mit der Erfüllung neue Sehnsüchte auf. Wenn uns jemand tiefe Geborgenheit erleben lässt, dann erahnen wir zugleich eine Geborgenheit und Liebe, die noch tiefer reicht, als die, die wir erfahren. Es steigt in uns eine Sehnsucht nach endgültiger Geborgenheit auf, eine Ahnung davon, sich ganz in die Arme eines anderen fallen zu lassen und anzukommen, daheim und unendlich tief geborgen zu sein.
Viele Menschen beschenken am heutigen Nikolaus-Tag ihre Kinder und Enkel: Es ist eine – meist in Schokolade gehüllte Verbundenheit und Liebe – die wir damit zum Ausdruck bringen. Für viele ist es aber nicht nur eine nette Geste oder ein altes Brauchtum das sich durchgehalten hat. Nein, es ist auch die Erinnerung an einen Menschen, der seine Sehnsucht nach einer friedvolleren und erfüllten Welt zunächst als Sehnsucht und als äußeren Druck verspürte, der dann aber in seiner tiefen Verbundenheit zu Gott die Kraft und den Mut fand sich in außergewöhnlicher Weise für die Menschen seiner Zeit einzulassen und einzusetzen. Mitten im Advent versüßen wir also unsere Sehnsüchte und dürfen dabei spüren: Menschen wachsen über sich hinaus, wo sie diesen, ihren ureigenen Sehnsüchten trauen und sich verbinden und verbünden, mit dem Ursprung aller Sehnsucht. Für den Heiligen Bischof Nikolaus war es sein Glaube, dass alle Menschen dieser Erde fähig sind über ihre Enge hinauszuwachsen zu mehr Menschenfreundlichkeit. Gerade dafür ist er bis heute ein Vorbild, nicht nur für Kinder am Nikolaustag.
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Erstellt am: 08.12.2013 12:28 Uhr