Zündfunke, 15.12.13

3. Advent, liebe Hörerinnen und Hörer. Dieser Sonntag ist in guter Tradition Johannes dem Täufer gewidmet. Von ihm wird gesagt, dass er ein Wegbereiter gewesen sei. Also jemand, der einem anderen das Feld bereitet, auf ihn hinweist, eine wichtige Ansage macht.
Matthias Grünewald hat ihn auf seinem wunderbaren Isenheimer Altar mit einem überlangen Zeigefinder ausgestattet, der von sich weg auf Christus weist. Seine Predigten müssen gewaltig gewesen sein. Menschen, die ihm zuhörten, kehrten von ihren Irrwegen auf einen guten neuen Weg um. Sie verließen die Pfade des Unrechts und der Bosheit und suchten Möglichkeiten für Gerechtigkeit und Güte. Und als er Jesus begegnete, da sagte er die großen Worte: Siehe, das ist Gottes Lamm, dass die Sünde der Welt wegträgt.
Das war die eine Seite seines Wirkens. Die andere hatte eine politische Dimension. Er sagte seinem König, der in der Tat eher ein Despot als ein fürsorglicher Landesvater war, seine Untaten mit klaren Worten mitten ins Gesicht. Johannes, der politische Prophet. Er selbst hatte keinerlei Machtambitionen, ihm ging es um sein geplagtes Volk, um Recht und Gerechtigkeit für jedermann. Dafür stand er ein und dafür hielt er im wahrsten Sinne des Wortes seinen Kopf hin. Als unbequemer Mahner wurde er durch Enthauptung hingerichtet.
Davor aber, als er im Gefängnis saß, gibt es eine Geschichte zwischen Johannes und Jesus. Johannes zweifelt daran, ob er dem Richtigen, also Jesus, den Weg bereitet hat. Jesus tröstet ihn mit einer guten Botschaft. Und in aller Öffentlichkeit bekennt er sich zu ihm. Sagt sogar die großen Worte: Johannes ist mehr als ein Prophet, eben der Wegbereiter für den Retter und Friedensfürsten Jesus, dessen Geburt wir in 10 Tagen feiern.
Wem oder Was bereite ich eigentlich Wege mit dem, was ich denke und tu?
Spielen Gerechtigkeit und Friede dabei eine entscheidende Rolle? Halte ich meinen Mund, wenn es brenzlich wird? Stehe ich zu meinen Überzeugungen?
Der 3. Advent ist auch ein ernsthafter Sonntag, der mich in die Verantwortung ruft, einmal Rechenschaft darüber abzulegen, wofür ich eigentlich stehe, und was ich mich meine Überzeugungen kosten lasse.
Es muss wirklich nicht gleich das Leben sein, wie bei Johannes und später bei Jesus. Aber billig möchte ich auch nicht davonkommen.

Johann Weingärtner, evang. Pfr. in Puerto de la Cruz

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Erstellt am: 12.12.2013 13:25 Uhr

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