Am Tag als der Regen kam. Von Manchen lang ersehnt, jedoch diesmal nicht so ganz unverhofft wie das Sturmtief „Delta“ vor acht Jahren. Zum ersten Advent schwarze Wolken im Süden, einen Tag später leichter Regen. Warm am Tag und in der Nacht. Man musste noch nichts Schlimmes vermuten. Doch die Jahreszeit ist unwetterträchtig. Die folgende Woche erbrachte immerhin noch zwei sonnige Tage bei Temperaturen um die 24°C, die auch nachts kaum abfielen. Die Satellitenbilder versprachen jedoch nichts Gutes. Ab Nikolaus hat es sich eingeregnet, am Montag, den 10. Dezember kam von AEMET, dem spanischen Wetterdienst, die Unwettermeldung Stufe rot. Blitze zuckten ringsum am nächtlichen Himmel. Der Sturm fegte mit bis zu 150 km/h über die Insel, die Regenmenge erreichte 190 Liter pro Quadratmeter. Die ganze Insel war betroffen. Zweieinhalb Tage lang tobte das Unwetter. Am Mittwochnachmittag war die Südautobahn einer Wasserrutsche gleich und unbefahrbar. Der Kreisverkehr an der alten Landstraße bei Guaza wurde durch herabströmende Wassermengen aus dem Barranco vollständig unter Wasser gesetzt. Die 700 Mitarbeiter der Feuerwehr, Polizei und kommunale Einsatzfahrzeuge konnten jedoch nicht an allen Ecken und Enden der Insel rechtzeitig vor Ort sein, um Vorsorge zu treffen. Die Menschen aus den in den Fluten versinkenden Fahrzeugen konnten jedoch gerettet werden.
Flüge zwischen den Inseln waren größtenteils abgesagt worden. Dennoch rutschte eine Binter-Maschine am Nordflughafen von der Landebahn. Es grenzt an ein Wunder, dass niemand verletzt wurde.
Am Donnerstagnachmittag war der Spuk vorbei. Ein großes Aufatmen ging durch die Insel und man konnte sich einen Überblick über die Schäden verschaffen.
Diese sind mannigfaltig, sowohl im öffentlichen als auch in privaten Bereichen. Uferpromenaden und Strände gleichen einer Geröllwüste, durchsetzt mit entwurzelten Bäumen und angeschwemmtem Müll aus den Bergen. In den Hotels funktionieren die Klimaanlagen nicht mehr, Autos, die in Tiefgaragen abgestellt oder weggeschwemmt wurden, sind nicht mehr fahrbereit. Die Privathäuser beklagen zuhauf nasse Wände und Decken. Das große Aufräumen hat begonnen. Noch eine Woche bis Weihnachten. Da soll ja alles wieder in Ordnung sein.
Zwei positive Aspekte zum Schluss: Der Teide zeigte sich am Samstag im schönsten Winterkleid. Nach wie vor ist aber die Zufahrt in die Canadas über Esparanza gesperrt.
Viele Menschen bekommen kurzfristig Arbeit und können sich mit den Instandsetzungsarbeiten ein Weihnachtsgeld verdienen. sab
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Erstellt am: 22.12.2013 13:17 Uhr