Zündfunke, 27.12.13

Wie gut, liebe Hörerinnen und Hörer, dass es in der Heiligen Schrift vier Evangelien gibt. Weshalb? Weil nur eines doch relativ schnell einseitig, ja sogar gar langweilig werden könnte. Vor allem aber, es würde der Gestalt und Wirkung Jesu wahrscheinlich nicht im Ansatz gerecht. Die ist einfach zu gewaltig, mit einer einzigen Erzählsammlung nicht zu fassen.
Das zeitlich jüngste der vier Evangelien ist das von Johannes. Ihn feiert die Kirche heuete mit einem eigenen Gedenktag. Viel wissen wir nicht von ihm. Aber in seinem Evangelium spielt immer ein, wie es heißt, „Jünger, den Jesus liebte“, eine ganz besondere Rolle. Da wird eine intensive, ja fast schon zärtliche Vertrautheit betont; auf jeden Fall eine Jesus-Freundschaft der besonderen Art. Aber lässt sich mit „Freundschaft“ nicht genau beschreiben, was wir Weihnachten feiern und wovon dieser Johannes erzählt? „Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget. / Sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget.“ So dichtet der evangelische Mystiker Gerhard Tersteegen im 18. Jahrhundert – hingerissen von diesem weihnachtlichen Wunder der Liebe. „Gott und der Sünder, die sollen zu Freunden nun werden.“ Lässt sich genauer sagen, was wir Weihnachten feiern? In Jesus Christus sind Gott und Mensch für immer einig geworden. Das letzte Konzil sagte es so: „In dieser Offenbarung redet der unsichtbare Gott aus überströmender Liebe die Menschen an wie Freunde und verkehrt mit ihnen, um sie in seine Gemeinschaft einzuladen und aufzunehmen.“ Im Lieblingsjünger Johannes wird diese Gottesfreundschaft anschaulich. Bekannt sind besonders in Süddeutschland die Darstellungen Jesu mit dem Freund an seiner Seite, der Kopf auf seinen Schultern oder an seine Brust. „Sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget“ – „endlich“ im doppelten Sinn.
Wer sich derart als Gottes Freund und Freundin verstehen darf, wird sich um solch gute Beziehungen überall bemühen, nicht zuletzt unter den Generationen. Wir wär‘s denn mit einer wirklichen Freundschaft zwischen Eltern und Kindern, zwischen Großeltern und Enkeln, zwischen Mann und Frau natürlich, zwischen Mann und Mann und Frau und Frau. In seinem Evangelium lässt Johannes Jesus sagen: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage… denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ Solche Herzensfreundschaft gilt nicht nur Weihnachten, sie ist die Einladung zu guten Beziehungen, immer und überall.

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Erstellt am: 23.12.2013 14:08 Uhr

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