Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen liebe Schwestern, liebe Brüder.
Drei Weise, so erzählt das Matthäusevangelium, folgten einem Stern und fanden so das Je-suskind im Stall von Betlehem, den neugeborenen König der Juden. Sie beteten ihn an, brachten ihm ihre Geschenke und machten sich dann wieder auf die Heimreise ins ferne Morgenland. Das ist heute am sogenannten Dreikönigstag.
Aber da kam noch ein vierter König hinterher – zumindest nach einer Legende von Edzard Schaper: Dieser vierte König hatte zwar den Anschluss an die anderen verpasst, weil sein Reittier lahmte, aber er machte sich trotzdem auf den Weg. Nur leider – auch nach Betlehem kam er zu spät: Maria und Joseph waren mit dem Kind schon auf der Flucht nach Ägypten. Nach langer, mühsamer Reise kam auch er schließlich dort an – nur um hier zu erfahren, dass Jesus mit seinen Eltern schon längst wieder in die Heimat zurückgekehrt war. Aber er gab nicht auf. Schließlich war er mehr als dreißig lange Jahre auf der Suche nach Jesus un-terwegs: dabei ist er manchen Irrweg gegangen, wurde aufgehalten, verlor immer wieder das Ziel aus den Augen. Und die drei wertvollen Edelsteine, die er Jesus mitbringen wollte, hatte er längst an Menschen verschenkt, deren Unglück und Elend ihn angerührt hatten. Alt und müde geworden, kam er schließlich nach Jerusalem. Zufällig geriet er dort zur Hinrichtungsstätte – genau in dem Moment, als Jesus am Kreuz starb.
Dieser vierte König ist also ein richtiger Pechvogel, ein typischer Loser: Immer zu spät, im-mer auf der Verliererseite, kriegt nichts auf die Reihe. Mit dem Tod Jesu scheint sein Schei-tern endgültig besiegelt zu sein: Er hat es nicht geschafft, Jesus zu treffen. Die ganzen Stra-pazen, alles Bemühen – so sieht es aus – umsonst.
Aber die Legende ist noch nicht ganz zu Ende: Im Angesicht des Kreuzes Jesu und den eige-nen Tod vor Augen – so wird erzählt -, wird diesem König offenbar, dass sein langes Suchen, sein Leben doch nicht vergeblich war: er erfährt, dass er schon unterwegs Jesus begegnet ist – immer dann, wenn er Trauernde getröstet, wenn er Notleidenden geholfen hat (vgl. Mt 25,35-40).
So wie bei diesem König kann die Suche nach Gott eben auch aussehen: Da ist kein Stern, der einen leitet. Man kommt immer wieder vom rechten Weg ab, vergisst sein Ziel, lässt sich ablenken oder aufhalten. Man muss ohne erhebende religiöse Erfahrungen, ohne Sternstunden des Glaubens und großartige Offenbarungserlebnisse auskommen. Und möglicherweise ist man ‚lebenslänglich‘ unterwegs – ohne sichtlichen Erfolg. Und doch: Wer ein Herz hat für Menschen in Elend und Not, wer sich derer annimmt, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, der hat Gott schon gefunden. Den Königsweg zu Gott.
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Erstellt am: 11.01.2014 13:52 Uhr