Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Verehrte Schwestern und Brüder!
Noch nicht einmal ihren Eigennamen hat man für überliefernswert erachtet. Lot‘s Weib. Also nur als Ehefrau eines gewissen Herrn Lot ist sie den Erzählern des Alten Testamentes wichtig. Die Geschichte wiederum aber hat den Spieß umgedreht. Von Lot wissen heute nur noch die wirklich Bibelfesten. Von Lots Weib aber weiß jeder, der schon einmal zur Salzsäule erstarrt ist. Denn diese sprichwörtliche Wendung verdanken wir niemand anders als ihr. Und zwar wegen dieser Geschichte:
Im antiken Israel gab es zwei Städte namens Sodom und Gomorra. Dort ging es zu wie – nun eben wie in Sodom und Gomorra. Irgendwann platzte Gott der Kragen. Und er beschloss, den beiden Städten den Garaus zu machen. So richtig mit Feuer und Schwefel. Nur Lot und seine Frau und seine Töchter, die sollten verschont werden. Weil die eigentlich ganz anständige Menschen waren und mit Gott auch noch etwas am Hut hatten.
Und so geht es in der Morgenröte auf und davon. Kurz bevor es Feuer regnet. Mit zwei Engeln und der klaren Ansage: „Bleibt bloß nicht stehen, dreht euch bloß nicht um, schaut bloß nicht nach hinten!“ Was auch niemand tut. Außer Frau Lot. Die blickt sich um und erstarrt zur Salzsäule. Hätte sie mal besser auf die Engel gehört. Hat sie aber nicht. Und bis in alle Ewigkeit kann man darüber spekulieren, weshalb wohl. Mir leuchtet folgender Grund ein:
Lots Weib blickt sich um und sieht die Häuser brennen. Auch ihr eigenes. Ein Stück ihrer Vergangenheit. Kein schönes Stück Leben, aber doch immerhin ihres. Von der Zukunft weiß sie nichts. Womöglich wird nichts besser, sondern alles nur noch schlimmer. Und so geht es ihr vielleicht wie vielen Menschen in Krisensituationen ihres Lebens. Zurückgehen kann man nicht. Aber vorwärts gehen will man nicht. Und so bleibt man stehen. Fühlt sich wie gelähmt.
Die meisten Menschen schaffen es Gott sei Dank dann doch. Bleiben nicht starr und gelähmt. Sondern finden irgendwann den Absprung. Gehen weiter. Schritt für Schritt. Quasi ins Nichts hinein. Mit einem Quäntchen Hoffnung, dass es schon wird. Und wer weiß: Vielleicht hat denen auch ein Engel gesagt, dass der Blick nach hinten auf Dauer im wahrsten Sinne des Wortes keine Zukunft hat.
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Erstellt am: 14.01.2014 13:45 Uhr