Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied“; wem schon mal eine Kette zerrissen ist, eine Perlenkette zum Beispiel, der weiß, was für ein Gefühl das ist. Wenn die einzelnen Glieder der Kette wie wild durch die Gegend hüpfen und man unter Tische und Bänke kriecht, um die kostbaren Einzelteile zu suchen und wieder einzusammeln. „Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied“ – ein wunderbarer Spruch! Zeitlos wahr, aber auch sehr gut in unsere Zeit passend, im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Die ganze Kette geht kaputt, wenn sie einen Schwachpunkt an nur einer Stelle hat. Also jedes Teil, jede Stelle ist wichtig, für sich selbst, aber gerade auch für das Ganze. Beispiel Familie. Sie ist stark und einfach wunderschön, wenn der Zusammenhalt stimmt. Wenn jeder seinen Platz hat und man auf die Schwächen achtet und an diesen Schwächen arbeitet. Lässt man die Schwächen unbeachtet oder geht man nicht verantwortungsvoll mit ihnen um, dann kann die Kette reißen. Das heißt, die Familie kann auseinander gerissen werden, sei es durch die Fehltritte eines Kindes oder die Untreue eines Elternteiles. Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Dieser Spruch passt auch sehr gut zu unserer Gesellschaft. Die Bindungen werden immer loser, das Band der Solidarität dünner. Die gängige Ideologie heute heißt, jeder trägt Verantwortung für sich selbst oder ist sich selbst der Nächste. So werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer. Das klingt wie ein Schlagwort, ist es aber nicht. Die Zahl der sogenannten Superreichen wird immer größer und die Zahl der Menschen an der Armutsgrenze leider auch. Die Kette unserer Gesellschaft bekommt immer mehr schwache Glieder. Stattdessen werden immer mehr Einzelteile geschmiedet. Fette Goldringe, um im Bild zu bleiben; wenn zum Beispiel Banken und Großkonzerne Riesengewinne einstreichen, die sie aber nicht in Unternehmen, Gesellschaft oder Menschen stecken, sondern in Aktien. Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Ich möchte es nicht erleben, dass die Kette unserer Gesellschaft reißt. Wegen der Menschen, die dann unter den Tisch fallen oder unter die Räder kommen. Und ich möchte es auch nicht, wegen unserer Gesellschaft, die nur stark und schön ist, wenn sie zusammenhält.
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Erstellt am: 20.02.2014 10:34 Uhr