Zündfunke, 04.03.14

Ich erinnere mich wieder einmal an meine erste Dorfpfarrstelle im südlichen Hessen. Vier fast rein evangelische Dörfer umgeben von den beiden katholischen Diözesen Fulda und Würzburg. Die Faschingstradition war allerdings herübergeschwappt. Jeder Verein gab seinen Ball, und deren gab es viele. Der Faschingsdienstag wurde „Kehr aus“ genannt. Man traf sich in den Gaststätten der Dörfer, saß beieinander, feierte, ließ die Saison Revue passieren. Eben „Kehr aus“. Das Fest – und Feierfeld leerte sich langsam. Die Narren zogen ab, die Dekoration wurde entfernt, Kostüme und Masken für lange Zeit in den Schrank gehängt. Spätesten um Mitternacht kehrte Ruhe ein.
Ende der Festzeit. Auch im Kirchenjahr endet ein Festkreis. Die lange Weihnachtszeit, zu der ja eigentlich auch die Wochen nach dem Epiphaniasfest, oder Heilig Drei Könige, am 6. Januar gehören, ist endgültig zu Ende. Manche Kirchen zählen auch noch die drei Wochen vor Beginn der Fastenzeit dazu.
In diesen drei Wochen des Kirchenjahres gibt es so etwas wie einen Stimmungsumschwung. Die weihnachtliche Freude klingt noch nach. In den Lesungen der Gottesdienste aber tauchen Texte auf, in denen Jesus auf sein Leiden hinweist. Die Jünger erschrecken regelrecht darüber, wollen es nicht gerne hören und schon gar nicht für wahr halten. Das geschehe dir ja nicht, sagt ein Jünger einmal in diesem Zusammenhang zu ihm. Gott bewahre. Das Leid eben nicht!!

Es ist so, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Fest und Überschwang dauern nicht ewig. Es wohl auch gut so. Das Leben mit all seinen Widersprüchlichkeiten, auch seiner Not und Last holt uns ein. Es gibt zu diesem Gedanken eine wunderschöne Geschichte im Neuen Testament. Jesus ist mit seinen Jüngern auf einem Berg. Plötzlich umgibt sie strahlendes Licht, Klarheit erleuchtet ihre Gedanken und Gefühle. Es wäre ein Anlass zur Feier eines großen Festes. Hier ist gut sein, hier wollen wir bleiben – sagen die Jünger zu Jesus. Und sie schlagen vor, Hütten zu bauen. Aber der Abstieg ins Tal ist ihnen sicher. Und wohin geht es? Mitten hinein in eine Siedlung, wo Aussätzige leben, die nur noch Dunkel und Leid erfahren. Die brauchen Licht durch Zuwendung und mittragende Gedanken und Taten. Licht und Fest und Feier nur für sich, das ist zu wenig oder gar zu billig. Manchmal ist ein „Kehr aus“ notwendig, damit Platz geschaffen wird für Neues, auch ganz anderes. Das Leben ist nicht nur Fest. Morgen kann das Fasten beginnen.

J. Weingärtner, evangelischer Pfarrer in Puerto de la Cruz

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Erstellt am: 04.03.2014 10:54 Uhr

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