Zündfunke, 20.03.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
In einem Lied des britischen Rock-Musikers, Bassisten und Sängers „Sting“ heißt es: „A gentleman will walk, but never run“. Frei übersetzt heißt das so viel wie: Ein Gentleman, also ein vornehmer Herr, der geht, er rennt nicht.
Gehen, das ruhige Gehen also als ein Ausdruck von Vornehmsein, von Gelassenheit und Würde. Es geht mir ja in dieser Woche um Körperhaltungen. Wobei das Gehen genau genommen ja gar keine Körperhaltung ist, sondern vielmehr ein körperlicher Ausdruck durch Bewegung. Doch auch am Gehen lassen sich interessante menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen ablesen. In der Kirche rennt man zum Beispiel nicht. Das musste ich den Kindern in den Kommuniongruppen immer erst mal beibringen. Und warum? Weil dort, wo der liebe Gott wohnt, so meine Erklärung, Ruhe und Stille sein sollen. Und weil die Menschen, die zu ihm beten, nicht gestört oder gar erschreckt werden sollen. Politiker, Menschen mit Macht oder solche, die sich ganz wichtig finden, die gehen auch ganz langsam. Manche scheinen dabei so von ihrer eigenen Bedeutung beeindruckt zu sein, dass sie sich schon fast nicht mehr fortbewegen können.
Ganz anders ist da das Spazierengehen. Da bestimmt man selbst das Tempo. Allein, wenn man in die Natur möchte, den Kopf freibekommen oder die Gedanken ordnen. Oder beim Spaziergang zu zweit, im Gehen ein Problem lösen oder einfach beim Reden die Beziehung pflegen. Gehen ist immer auch ein Schlüssel für menschliche Beziehungen. Nicht umsonst heißt es ja auch – „die gehen miteinander“ – wenn junge Leute eine Liebesbeziehung miteinander eingegangen sind.
Und nicht zuletzt hat das Gehen auch im religiösen Leben eine wichtige Bedeutung. Zu sehen in Prozessionen, in den Wegen beim Gottesdienst, wenn zum Beispiel der Altar umschritten und mit Weihrauch verehrt wird. In der Liturgie der orthodoxen Christen ist noch viel mehr Bewegung als in unseren katholischen oder den evangelischen Kirchen. In der orthodoxen Liturgie gehen die Menschen rein und raus aus dem Gottesdienst und hin und her in der Kirche, wenn sie zum Beispiel die Ikonen küssen oder Kerzen anzünden.
Und schließlich ist das Gehen auch eines der zentralen Worte und eigenen Verhaltensweisen Jesu. Er ging im wahrsten Sinne des Wortes auf die Menschen zu. Und weil ihm das selbst wohl viel Kraft gekostet haben muss, ging er auch immer wieder von den Menschen weg – in die Einsamkeit, auf einen Berg oder in die Wüste. Und wenn er Menschen geheilt hatte, sagte er meistens:… und jetzt geh’ nach Hause. Ich hab mir sagen lassen, dass es im Griechischen „eis ta idia“ heißt, also so viel wie „geh in das dir eigene. Geh’ zu dir selbst zurück, zu dem, was dich ausmacht. Also sei dir treu und geh’ zu Dir nach Hause!“

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Erstellt am: 22.03.2014 12:06 Uhr

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