Zündfunke, 05.04.14

Andrea Bolz, Gemd.-Ref., Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
In seinem Roman „Elf Minuten“ schreibt Paulo Coelho folgendes:
„Die Achterbahn ist wie mein Leben und das Leben ist ein starkes, berauschendes Spiel. Leben heißt etwas riskieren, hinfallen und wieder aufstehen; Leben ist wie Steilwandklettern, es bedeutet, nicht zu ruhen und nicht zu rasten bis man den eigenen Gipfel erklommen hat.“
Sind sie jemand, der gerne in einer Achterbahn fährt? Ich nicht! Vor allem die modernen schnellen Geräte haben es mir wirklich nicht angetan. All die kreischenden jungen Menschen, mit den doch dann oft angstverzerrten Gesichtern, nein, das muss ich mir nicht antun, aus dem Alter bin ich längst herausgewachsen, wo ich mir und anderen damit noch irgendetwas beweisen müsste. Und die Magenschmerzen hinterher, das ist es alles nicht wert. Außerdem ist mein Leben Achterbahn genug, ich brauch also nicht auch noch diesen Kick.
Oder kann man mit einer solch rasanten Fahrt jene Achterbahnen, die uns im Leben so oft durcheinanderwirbeln, verarbeiten? Ich glaube eher nicht.
Jedes Leben verläuft von ganz allein in Achterbahnen, es ist einfach nicht so leicht auf nur einer, und dann auch noch einer geraden und ebenen Spur zu leben. Wie oft schon bin ich hingefallen um dann wieder aufs Neue aufzustehen und weiterzugehen, manches Mal humpelnd, manches Mal vor Entsetzen über den Fall mich umdrehend, in der Angst, dass mich dabei irgendwer beobachtet hat und ich gehe dann weiter, als wenn nichts geschehen wäre. Bei solchen Erfahrungen stelle ich mir dann schon die Frage, warum und wozu dies alles gut sein soll. Warum kann es denn nicht auch leichter, einfacher und ohne Rückschläge und Schmerzen vorwärts gehen? Was für ein Sinn steckt hinter dem Ganzen?
Und genau dieses Warum und Wozu ist es, das ich erst dann erkenne, wenn ich an meinem vermeintlichen Ziel angekommen bin. Wenn ich meine Fahrt zu genau diesem Ziel noch einmal rückwärts schauend betrachte. Dann kann ich sie verstehen, meine Stürze, meine Umwege, meine Berg- und Talfahrten, meine Verletzungen, die ich mir auf diesen Fahrten zugezogen habe. Und dann kann ich auch versuchen sie anzunehmen. Dass das nicht immer so leicht geht, ist mir sehr wohl bewusst. Es gibt einfach Menschen, die scheinen in ihrem Leben öfters unfreiwillig in eine Achterbahn gesetzt zu werden als andere. Warum das so ist, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich alles dafür tun werde, immer und immer wieder, aus meiner Achterbahn des Lebens auszusteigen, solange dies noch möglich ist.

Infos unter:

Erstellt am: 07.04.2014 19:58 Uhr

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