Liebe Schwestern und Brüder!
Vor dem Sitzungssaal eines Gerichtsgebäudes. An der Tür ein Schild: Scheidungssache Müller gegen Müller. Soeben öffnet sich die Tür. Eine Frau, umgeben von ihren Freundinnen kommt heraus. Strahlend sagt sie: „Endlich bin ich von diesem Mann erlöst“.
Im Krankenhaus. Angehörige stehen bedrückt um das Bett eines Schwerkranken. Seit Wochen quält er sich, er ist ohne Besinnung. Seine Angehörigen wünschen sich nichts sehnlicher, als dass er endlich sterben könnte, um von seinen Schmerzen erlöst zu werden.
Auf einem Sportplatz. Der Reporter, der das Fußballspiel fürs Fernsehen kommentiert, sagt: „Sie hören den erlösenden Schrei der Fans. Das Erlösende 1:0 ist gefallen.
Das sind nur ein paar Beispiele, man könnte noch mehr anführen.
Erlösung – ein Wort, das von Haus aus nur im religiösen Raum verwendet wurde, wurde säkularisiert, das heißt, aus seiner religiösen Bedeutung herausgenommen und mit neuem, weltlichem Inhalt gefüllt. Wir haben uns längst an diesen Sprachgebrauch gewöhnt. Kaum einer wird sich darüber wundern oder gar aufregen.
Jahrhundertelang war es selbstverständlich zu glauben: Jesus ist der Erlöser von Sünde. Ganze Generationen haben aus diesem Glauben gelebt und daraus Hoffnung und neuen Lebensmut geschöpft. Aber ehrlich: sehnen wir uns heute auch noch nach Erlösung im christlichen Sinne?
Erlösung, das ist nicht nur meine kleine private Welt, die hier und heute heil und in Ordnung sein soll. Erlösung ist nicht etwas Einmaliges, das heißt, irgendwann einmal Geschehenes. Erlösung ist nichts Vergangenes. Erlösung gibt es vielmehr ständig. Wir sehen es an Jesus. Alles, was er gesagt und getan hat, ist Erlösung. Seine Güte und sein Erbarmen mit allem Lebendigen sind Herausforderungen an uns und wollen fortgesetzt werden. Erlösung ist nicht etwas, was nur über mir oder an mir geschieht. Es geht nicht nur um mein persönliches Schicksal. Jeder ist dazu aufgerufen, an der Erlösung der Welt mitzuarbeiten.
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Erstellt am: 18.05.2014 12:21 Uhr