Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Gelassenheit, liebe Schwestern und Brüder, ist ein schönes Wort und eine Haltung, die aus dem gestrigen Pfingstfest heraus entstehen kann. Ein Wort, das einem leicht und gern über die Lippen geht, sowohl als Ideal wie auch als Ratschlag für andere. Aber wenn’s einen selbst betrifft?
Für viele von uns waren die letzten Wochen vor dem Urlaubsantritt wahrscheinlich auch alles andere nur nicht ruhig und gelassen. Manche empfanden es vielleicht sogar als Dauerstress. Doch jetzt haben Sie Urlaub, jetzt können Sie entspannen oder auch Ihr Leben komplett verändern. Aber machen wir uns nichts vor: es ist verdammt schwer, aus alten Gewohnheiten rauszukommen. Nicht immer nur Vollgas geben. Das Leben, die Leute, die Arbeit lockerer angehen…
Bei diesem Thema hab‘ ich mich an die Erfahrungen eines weisen alten Mannes erinnert. Und einen Text heraus gekramt, der zu meinen derzeitigen Übungen passt: Papst Johannes der 23te hat einmal 10 Gebote der Gelassenheit geschrieben und diese 10 Gebote möchte ich Ihnen, aber auch mir selbst in Erinnerung rufen und zusagen.
Also, das erste Gebot der Gelassenheit lautet: „Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben ohne alle Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.“
Oh ja. Wie gut ich das kenne: mir immer wieder zu viel vorzunehmen, immer wieder auch die Ansprüche an mich selbst zu hoch zu schrauben… Deshalb ist es nur sinnvoll und richtig dass man sich nicht zu viel auflädt, barmherziger mit sich selbst umgeht. Dann könnte es klappen, dass man bei dem was man tut gelassener wird und vielleicht auch zufriedener mit dem Ergebnis. Wenn man zwar weniger erreicht, aber das Wenigere das man sich, das ich mir vorgenommen habe, dann auch tatsächlich schafft!
Übrigens: Jedes dieser 10 Gebote der Gelassenheit beginnt mit den Worten „Nur für heute“. Auch das gefällt mir an diesen Zusagen. Da gibt es keine großen Pläne oder auch keine harten Schnitte, sondern nur für heute wird geplant oder gehandelt, in kleinen Schritten. Wie auch beim zweiten Gebot der Gelassenheit: „Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten legen. Vornehm sein in meinem Verhalten. Ich werde niemanden kritisieren, ja ich werde nicht danach streben die anderen zu korrigieren oder zu verbessern, nur mich selbst.“
Ein schöner, ein bescheidener Vorsatz eines Papstes. Und hilfreich. Denn gelassener werde ich nicht, wenn ich nur auf die anderen achte. Gelassener werde ich vielmehr, wenn ich mehr auf mich selbst achte. Und mehr auf mich selbst achtgebe.
Infos unter:
Erstellt am: 10.06.2014 12:07 Uhr