Zündfunke, 16.06.14

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche. Für mich sind diese letzten beiden Wochen im Juni von besonderer Bedeutung. Vor 10 Monaten sind meine Frau und ich hier auf Teneriffa angekommen, um den Dienst als Pfarrerehepaar in der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Puerto de la Cruz zu versehen. Nun ist die Zeit um, etwas Neues wird beginnen. Auch wenn wir in unseren bekannten Lebensbereich an die Nordseeküste in Husum zurückkehren, es wird sich etwas verändert haben.
Ankommen, Verweilen, Abschied nehmen, dieser Dreiklang hinterlässt Spuren und verändert. Erfahrungen prägen uns, neue Eindrücke und Erlebnisse verändern den Gesichtskreis, die eine oder andere Einstellung. Ich glaube, wir werden und sind nie ganz fertig, egal wie alt wir werden oder sind. Und das ist auch gut so. Immer dasselbe erleben, denken und tun, das kann langweilig sein oder gar trist und öde.
Ich jedenfalls bin in meinem Leben gerne auf Veränderungen aus gewesen. Das ist einerseits manchmal mit Mühe oder auch Anstrengung verbunden, andererseits aber bereichernd und ausgesprochen spannend gewesen. Es war ein Leben zwischen Erwartung und Erleben der Realität, zwischen Phantasie über Kommendes und Landen auf dem Boden der Tatsachen, auch zwischen Hoffnung und Enttäuschung. In dieser Spannung wächst die Persönlichkeit, ereignet sich Reife und eine Sichtweise im Blick auf einen selbst und die anderen, ja, die Welt, die zu differenzieren in der Lage ist. Da gelten nicht Vorurteile, die aus Entfernung und Unkenntnis erwachsen. Da beginnt ein Lernen, das genauer hinsieht, Zwischentöne wahrnimmt. Denn einfach und eingleisig ist das Leben nicht, sondern es ist bunt und von Vielfalt geprägt.

Meine Frau und ich sind viel herumgekommen, sowohl in Deutschland als in der Welt. Auf drei Kontinenten haben wir gelebt und gearbeitet. Immer in christlichen Kirchen und Gemeinden, die sich je auf die kulturelle und soziale Situation einstellen mussten. So ist die Kirche Jesu Christi eben auch nie gleichförmig, sondern immer wieder anders, gelegentlich zunächst fremd und dann doch auch immer wieder Heimat.

Solche Erfahrungen hinterlassen ihre Eindrücke. Drücken sich ein in Denken und Empfinden, Verstand und Gefühl. Teneriffa ist nun für meine Frau und mich auch ein solcher Eindruck, der Spuren hinterlässt.

Was beeindruckt Sie, hat Sie beeindruckt in ihrem Leben, liebe Hörerinnen und Hörer? Darüber nachzudenken, dem nachzuspüren, das lohnt sich, so glaube ich. Das ist mehr als eine biographische Revival Show. Es ist eher ein Nachdenken darüber, was mir wesentlich war und ist für mein ganzes Leben.
In diesem Sinne eine gute Woche.

Johann Weingärtner, Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinden in Puerto de la Cruz

Infos unter:

Erstellt am: 18.06.2014 17:15 Uhr

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