Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Der Schriftsteller Arthur Miller schreibt in einem seiner Theaterstücke: „Ich träumte, dass mein Leben ein Kind von mir war. Aber es war verunstaltet, mongoloid, und ich lief weg. Immer wieder kroch es mir auf den Schoß, bis ich dachte: Wenn ich es küssen kann, kann ich vielleicht schlafen. Und ich bog meinen Kopf über sein verzerrtes Gesicht, es war schrecklich, aber ich küsste es.“ Täglich erlebe ich Menschen, die mit einem Handicap leben müssen, wie man heute so schön sagt. Warum man sich heute nicht mehr traut, eine Behinderung auch als solche Tatsache zu benennen, ist aber eine andere Frage. Da passieren Unfälle, die immer überraschend sind, da sterben Menschen, die mir nahe stehen, da werden auch heute immer wieder behinderte Kinder geboren.
Und ich erlebe Menschen, deren Leben „verunstaltet“ ist. Eine Frau, deren Mann plötzlich und unerwartet stirbt. Ich sehe sie wie versteinert vor mir sitzen. Die Worte, die sie ausspricht, klingen wie ein Fluch: „Das darf nicht wahr sein: mein Mann – tot – verunglückt. Es geht nicht ohne ihn. Ich kann nicht. Ich will nicht.“ „Versuche dich zu versöhnen“, sage ich leise. Es ist nicht leicht, in einer solchen Situation zu sagen „Versuche dich zu versöhnen“ – Aber ich kenne nichts anderes, was zählen könnte. Keine Macht der Welt macht den Verlust rückgängig. Kein Fluch der Welt kann einen Schmerz auslöschen. Aber ohne Versöhnung bleibt der Schmerz, und dieser Schmerz treibt ins Elend, in die Verzweiflung, schlussendlich in den eigenen Tod. Ja, ich glaube. Am Ende müssen wir das Leben in die Arme nehmen, so wie es ist, und müssen uns mit vielem versöhnen, so hart und schwer das manchmal ist. Mich hat der Satz von Arthur Miller tief beeindruckt: „Du musst das Leben küssen.“ Erst wenn du es geküsst hast, das Leid und das Elend, wird es anders und erträglicher. Machen wir uns keine Illusionen. Glück ist keine Dauervorstellung im Theater des Lebens. Glück kommt und geht. In der übrigen Zeit, bleibt daran zu denken und darauf zu warten. Ich möchte mir das zu Herzen nehmen. Ich muss mich mit dem Leben versöhnen, so wie es ist. Heute. Jetzt. Um das Glück, das noch aussteht, nicht zu verfehlen.
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Erstellt am: 25.06.2014 10:01 Uhr