Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Kennen Sie diesen eigenartigen Satz aus dem Volksmund, liebe Schwestern und Brüder: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“. Und missverständlich ist er außerdem! Ja, er könnte sogar so missverstanden werden, dass Gott mir nur dann hilft, wenn ich mir selbst helfe. Was ist dann aber mit all den Menschen, die, durch welche Umstände auch immer, komplett hilflos sind und völlig am Boden? Mir will auch überhaupt nicht in den Kopf, dass gerade die, die fähig sind, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, für ihre Stärke auch noch mit Gottes Hilfe belohnt werden. Also – was soll dann dieser Spruch „hilf dir selbst, dann hilft dir Gott?“
Ich denke, er ist eine Provokation. Eine Provokation für die, die einfach ihre Hände schicksalhaft ergeben in ihren Schoß legen wollen. Eine Provokation im Wortsinne. Denn durch solche Sprüche soll ihre Eigeninitiative hervorgelockt und hervorgerufen werden. Eben nicht nur jammern, nicht nur klagen und auch nicht nur auf Hilfe von außen warten. Hilf dir selbst, dass will auch sagen: Du selbst kannst dir helfen; du hast doch Fähigkeiten in Dir. Also trau dich und versuche nach deinen Reserven zu schauen und sie zu aktivieren. „Dann hilft dir Gott“ sagt nämlich zweierlei für mich: Wenn du aktiv bei und mit dir selbst bist; wenn du schaust, was bei dir noch geht, dann bist du immer auch Gott nahe, dann ist nämlich seine Hilfe durch Deine Selbsthilfe schon da. Und oft findet sich dieser Gott auch in Menschen, die durch meine Aktivität aktiviert werden. Mir helfen, wenn sie mir unter die Arme greifen oder durch ein gutes Wort oder einfach ein Stück Wegbegleitung. Bei den Heilungsgeschichten Jesu in der Bibel geht es ja immer wieder um genau diesen Zusammenhang von Selbsthilfe und der Hilfe durch Gott. Die Menschen kommen ja meisten von sich aus auf Jesus zu. Sie suchen ihn auf, sprechen ihn an und bitten ihn um Hilfe. Sie glauben an ihn und hoffen darauf, dass er ihnen – oft als letzte Rettung – helfen kann. Und wenn er sie dann geheilt hat, an Leib oder auch Seele, dann sagt er ihnen einen dieser beiden Sätze. Der eine lautet: „Geh, dein Glaube hat dir geholfen“ – also könnte man auch sagen: Du hast dir selbst geholfen, weil du glaubst. Und der andere: „Geh’ nach Hause“. Im griechischen Originaltext der Bibel heißt dieses „nach Hause“ „ta idia“ – was so viel meint wie: Das dir Eigene, also geh’ in das Deine, zu Dir selbst!“ Oder ich könnte jetzt auch sagen: Komm zu dir selbst und bleib bei dir oder bleib du selbst und lass dich nicht wieder entfremden. Nicht von dir selbst und auch nicht durch andere.
In diesem Sinne – bleiben Sie sich treu – nicht nur heute!
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Erstellt am: 28.07.2014 17:10 Uhr