Zündfunke, 24.07.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Die Glaubensfantasie, liebe Schwestern und Brüder, hat sich einen Lastenträger ausgemalt: Er trägt den Namen Christopherus. Heute steht dieser Name in meinem Kalender. Ein starker Kerl auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, der vor Kraft nur so strotzt. Faszinierend sind auch für ihn – wie könnte es anders sein – Reichtum, Geld und Potenz. Aber all das genügt diesem Riesenkerl nicht. An der entscheidenden Kreuzung seines Lebens, da trifft er einen weisen Mitmenschen, einen gotterfahrenen Einsiedler. Der rät ihm zum Fluss zu gehen und seine Bärenkräfte als Fährmann, als Brückenbauer einzusetzen – von einem Ufer zum anderen.
Da kommt eines Tages ein kleines Kind des Weges, das auch ans andere Ufer will. Der Riese nimmt es auf seine Schultern, schmunzelnd ob dieser leichten Aufgabe. Aber je tiefer er mit diesem Kind ins Wasser kommt, desto schwerer wird es ihm. Er kann dieses Kind kaum mehr tragen und die Gefahr wird immer größer, dass er schlapp macht. Beide würden dann jämmerlich untergehen. Doch Christopherus schafft es dann doch und trägt das Kind ans andere Ufer. So schwer also kann es sein, einen anderen Menschen zu tragen und zu ertragen. So erdrückend kann das Päckchen auf dem eigenen Rücken sein. Doch jetzt die Pointe der Geschichte. Das Kind sagt nämlich zu seinem Retter: „Jesus Christus war deine Bürde. Mit ihm hast du mehr als die Welt getragen.“
So bekommt dieser unbekannte Bursche, den die Legende Reprobus nennt, den Ehrennamen: Christopherus – Christusträger. Eine Symbolgestalt für jeden Christen: Auf der Suche nach dem wahren Leben bekommen wir die Gotteslast zu spüren. Ja, Glauben kann manchmal so unerträglich schwer sein, wortwörtlich unerträglich! Da geht es einem wie dem Christopherus mitten im Fluss. Selbst der geliebteste Mensch kann einem zur Last werden. Und es gilt: Wer sich an Jesus Christus bindet und ihn zur Mitte seines Lebens macht, der muss trotzdem wie Christopherus mit Phasen rechnen, wo es unerträglich zu werden scheint. So groß ist die Last dieser Welt, so groß das Schwergewicht der göttlichen Zuneigung und Liebe. Eine Mystikerin unserer Tage sagte einmal: „Lernen wir, dass es nur eine einzige Liebe gibt: Wer Gott umarmt, findet in seinen Armen das Gewicht der Welt; wer die Welt umarmt, findet in seinen Armen das Gewicht Gottes.“ Diese christophorische Kraft macht den erwachsenen Christen aus. Und so überbrückt er den trennenden Fluss – und so kommen dann auch wir ans andere Ufer.

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Erstellt am: 28.07.2014 17:13 Uhr

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