Zündfunke, 09.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
Ist ihnen das auch schon einmal passiert? Sie arbeiten in der Küche, es klingelt an der Tür und sie wollen sich die Schürze abmachen, aber immer dann, wenn es schnell gehen soll, zieht sich das Band der Schürze fest und es gibt einen Knoten, der so einfach gar nicht zu lösen geht.
In Augsburg befindet sich auf einem barocken Altarbild Maria, dargestellt als die Knotenlöserin. Der Faden ist auf der linken Seite zum Knäuel zusammengelaufen, mit Schlaufen und großen und kleinen Kringeln, wie bei einer Luftschlange an Karneval. Man kann es deutlich sehen und weiß aus eigener Erfahrung: Je mehr man an dem einen Bandende zieht, umso fester zurrt man das andere Ende zusammen. Wer es in der Eile dann noch übertreibt, zieht den ganzen Knoten noch fester, so dass er mit allen Schleifen und Schlaufen nur noch unlösbarer wird. Es scheint dann so, als gäbe es nur eine Lösung des Problems: das Band zu zerstören oder zu zerreißen.
Bei Maria ist dies anders. Während sich der Faden in ihrer linken Hand zu einem wirren, fast unentwirrbaren Knäuel gekräuselt und zusammengezogen hat, löst ihre rechte Hand mit Ruhe und Geduld den einen Faden, und er fällt glatt und unbeschädigt aus ihrer Hand. Und der Gesichtsausdruck ist ebenfalls alles andere als angespannt, er erscheint geduldig und milde. So möchte ich einmal aussehen, wenn sich mir dieses Problem stellt. Diese Nerven möchte ich habe – habe sie aber nicht – denn ich kenne mich selber nur allzu gut.
Woher aber hat gerade Maria diese Begabung, Konflikte zu lösen? Deutlich wird mir das, wenn ich an die Verkündigung des Erzengels Gabriel denke. Wenn ich da genau hinhöre, dann weiß auch ich, wie man Probleme lösen kann: Nämlich darüber nachdenken. Leichter gesagt als getan. Nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen, nicht vor lauter Problemen am liebsten davonlaufen wollen. Sondern sich der Situation in Ruhe stellen und darüber nachdenken, wie es weitergehen kann. Nur manchmal gelingt mir das in Ruhe, so ähnlich wie Maria im Bild der Knotenlöserin. Zuerst nachdenken und dann etwas unternehmen, vor allem erst dann, wenn ich das Problem etwas genauer betrachtet habe. Seltsamerweise aber lösen sich die Probleme, die ich so angehe, meist wieder von ganz alleine und ohne große Anstrengung auf.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:38 Uhr

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