Zündfunke, 04.11.14

„Immer schneller, immer höher, immer weiter“, dieses Motto, verehrte Schwestern und Brüder, bestimmt die Menschheit seit eh und je. In ewigem Wettbewerb versuchen wir Menschen immer weiter zu kommen, Neues zu entwickeln, nicht stehen zu bleiben. „Schau nach vorne“, das sagen auch die modernen Ratgeber und Propheten. „Nur so wirst Du erfolgreich.“ Und so passiert es, dass viele zu Getriebenen werden in der ewigen Anstrengung, immer weiter, immer schneller, immer besser und erfolgreicher zu werden.
Zugegeben – da ist ja auch durchaus was Richtiges dran. Ohne diese nach vorne drängenden Energien gäbe es keine Antibiotika, keine geheizten Wohnungen, keinen Airbag im Auto und vieles andere nicht, was uns Leben ermöglicht oder angenehm macht. Unsere Talente, diese Gottesgaben, wollen entfaltet werden. Damit es uns gut geht und anderen Menschen, unseren Nachkommen und vielleicht sogar der ganzen Schöpfung. Jeder hat seine Aufgaben an seinem Platz. Außerdem wird niemand gerne gebremst, das macht unglücklich.
Aber – das immer schneller, immer höher, immer weiter braucht natürlich auch ein Gegengewicht. Ab und zu muss ich nämlich stehen bleiben, um innezuhalten und nachzudenken. Und – um zurückzuschauen. Wo komme ich her? Wo geht es hin, mit diesem meinem Leben, wohin mit meinen Talenten? Und wer bin ich?
Nur wer wirklich ab und zu stehen bleibt, findet seinen eigenen Standpunkt und kann dann auch Stellung beziehen – für andere oder gegenüber anderen. Auch langsam sein ist manchmal wichtig, und vor allem das zurückblicken. Dann sehe ich doch erst, welchen Weg ich tatsächlich gegangen bin. Nur so sehe ich auch, wo Gott mich geführt und hingeführt hat. Das geht nur rückblickend. Propheten und weise Menschen nehmen sich deshalb immer wieder Zeit zum zurückblicken. Wissenschaftler und Erfinder sollten sich auch ab und zu umschauen, denn sie müssen ja herausfinden, ob die eingeschlagene Richtung weiter verantwortbar ist; denken wir nur an so manche neu aufgeworfenen ethischen Fragen, die es im Zuge von Neuerungen eben auch kritisch zu beantworten gilt. Und wir normalen Menschen tun ebenso gut daran, uns ab und an zu unserer eigenen Vergangenheit umzudrehen. Nur im Rückblick sehe ich, was mich anstrengt und zermürbt, und was mich reich macht und groß. Und dann kann ich auch wieder nach vorne schauen.

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Erstellt am: 04.11.2014 19:43 Uhr

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